Veröffentlicht am 19.02.2021

Jahrestag des Anschlags in Hanau: Die Familien der Opfer fordern Aufklärung und politische Konsequenzen

Heute vor einem Jahr ermordete Tobias R. insgesamt neun Menschen aus Familien mit einem Migrationshintergrund. Im Anschluss erschoss er seine Mutter und sich selbst. Die Bundesanwaltschaft attestierte dem Täter eine zutiefst rassistische Gesinnung.

Die Namen der Opfer sind: Ferhat Unvar, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Kaloyan Velkov, Vili-Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Said Nesar Hashemi.

Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen und Freund:innen der Mordopfer. Sie leiden nicht nur unter dem Verlust eines geliebten Menschen, sondern fühlen sich auch von der Politik allein gelassen. Sie stellen sich die Frage: Hätte der Anschlag verhindert werden können? Offenbar sind einige Fehler geschehen. Trotz psychischer Auffälligkeiten bekam der Attentäter 2013 eine Waffenerlaubnis. Auch in der Nacht des Anschlags war der Notruf nicht erreichbar.

Die Bundeskonferenz der Migrantenorganisationen kritisierte die Behörden scharf: Eine Gesamtstrategie sei nicht erkennbar. Nach dem Anschlag in Hanau wurden im Kabinettsauschuss 89 Maßnahmen gegen Rechtsextremismus und Rassismus beschlossen. Hierbei handle es sich um teils sinnvolle Maßnahmen, aber eine Strategie sei nicht zu erkennen. Gefordert wird ein Antidiskriminierungsgesetz mit mehr Klagemöglichkeiten für Betroffene, ein umfassendes Angebot an Beratungsstellen und ein neues Ministerium für eine bessere Förderung der Gleichberechtigung aller gesellschaftlichen Gruppen.

Ajla Kurtović, Schwester eines der Opfer fordert mehr Aufklärung: „Man kann nicht einfach abschließen und tun, als wäre nichts!“ Nach den rassistischen Morden in Hanau wurde die Initiative 19. Februar gegründet. Sie setzen sich für eine konstante Erinnerungsarbeit ein und bieten Jugendlichen und Erwachsenen einen Raum des Vertrauens an, um über ihre Alltagserfahrungen mit Rassismus zu sprechen.

Deutschland hat ein wachsendes Rassismusproblem, das auf vielen Ebenen bekämpft werden muss: In den Parlamenten, in den Sicherheitsbehörden und auf der Straße. Dies erklärte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil in einem Interview. Damit sich ein derartiger Anschlag nicht wiederholt, müssen wir uns tagtäglich für die Menschen einsetzen, die aufgrund ihrer Herkunft oder Hautfarbe bedroht werden.

Den Link zur Initiative 19. Februar findet ihr hier.

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